Lieber tot als rot
Reynolds, StanleyIn einem Interview wurde Hans Wollschläger mal nach den Büchern gefragt, deren Übersetzung er nicht nur als ›Brotarbeit‹ angesehen hat. Dabei zählte er unter anderem auf: »… ein Gelegenheitsbuch von Stanley Reynolds, das leider ganz unterging: ›Lieber tot als rot‹, eine blendende Zeitsatire«.
Eine mögliche Kurz-Inhaltsangabe ist:
In diesem Roman, Handlung angelehnt an road-movies, beschreibt der Autor auf hellsichtige und muntere Weise, wie jemand wie Trump an die Macht kommen kann. Und das schon 1964!
Etwas ausführlicher:
»Lieber tot als rot« ist ein satirischer Husarenritt durch die Büros und Betten der amerikanischen Gesellschaft. Der ehemalige Fabrikbesitzer Franklin Lear startet einen Feldzug gegen den »Internationalen Kommunismus«, er wird, durch die Lande ziehend, zum Magneten für alle politischen Querköpfe und Verrückten der USA und stolpert beinahe ins Amt des Präsidenten. Natürlich endet die Geschichte da, wo sie hingehört: im Irrenhaus. Aber das ist fast ein Zufall. Höhepunkte des Romans sind die grotesken Lebenserzählungen all der schrägen Krieger, die sich um Lear sammeln, und die unschuldig-frivolen Bettgenüsse des modernen Candide und jugendlichen Helden Nick Drummer.
Amerika zeigt uns heute eine beunruhigende Zahl merkwürdiger Phänomene: den Krieg in Vietnam, die Warren-Affäre, Neo-Nazis, Rassenfanatiker, LSD-Priester, neue religiöse Mythen und neuerdings auch Trump. Manches davon versteht man besser, wenn man diesen Roman gelesen hat.